Hier sitz ich nun, ich armer Tor und häng am Tropf wie einst zuvor; und dabei frage ich mich, wann die ganze Scheiße endlich mal ein Ende hat. Naja, ein Vorteil, den man als Studien-Teilnehmer hat, ist immerhin schon mal, dass es kaum bis keine Wartezeiten mehr gibt. Das war als einer von vielen in Hanau schon noch anders. Blöd ist natürlich trotzdem, dass ich jetzt jedesmal im Berufsverkehr ans andere Ende von Frankfurt eiern muss. Aber mal sehen – angeblich darf ich mir meine 24- (oder 48-)Stunden-Dröhnung auch selbst aus dem Port entfernen*. Das würde mir zumindest einmal einen weiten Weg für 2 Sekunden Arbeit sparen. *Edit: dem ist so, siehe unten
Apropos… ich hab bis jetzt immer noch nicht herausfinden können, welche Medikamente und wieviele Dosen ich in welchem Abstand bekomme. Aber irgendwann werden sie mir das ja sagen müssen. Ich bin zum Glück ein geduldiger Mensch. Die zu erwartenden Nebenwirkungen sind laut Prof. Dr. Götze jedenfalls eher gering. Die Haare „dürften eigentlich nicht ausfallen“. Worauf ich mich aber wohl mit ziemlicher Sicherheit einstellen kann, ist das altbekannte Prickeln und Bitzeln in den Fingern und Füßen. Naja, warten wir’s mal ab, wie sich das noch entwickelt.
Volle Dröhnung zum Mitnehmen
Wenn ich heute alles richtig verstanden habe, bekomme ich nun zukünftig alle zwei Wochen eine gut 2- bis 3-stündige Infusion vor Ort. Im Anschluss wird mir wieder ein Fläschlein um den Hals gehängt, das dann für ganze 48 Stunden(!) seinen giftigen Nektar in meine Blutbahn schießen wird. Da das Entfernen der Nadel aus dem Port in meinem Schulterblatt innerhalb weniger Sekunden erledigt ist, stimmte mir die Schwester zu, dass es unserem geplagten Klima unmöglich zuzumuten ist, dass ich extra dafür von Hanau nach Frankfurt komme. So gab sie mir souverän einen schnellen Crashkurs im Port durchspülen und Nadel entfernen. In der Tat ist das ein Kinderspiel. Ich freue mich schon drauf, das dann am Donnerstag endlich zum ersten Mal auszuprobieren.
Stand heute (jetzt ist es 18:30 und die Erstdosierung rund 8 Stunden her) sind mir noch keine allzu nennenswerten Nebenwirkungen aufgefallen. Klar, ich bin super schlapp und „hab Rücken“, aber das ist ja nix Neues mehr. Mein Hals reagierte ganz kurz arg pienzig, als ich einen großen und eiskalten Schluck Spezi runterschüttete. Das brannte wie Sau, aber war zum Glück nur von kurzer Dauer. Beim zweiten Schluck war alles schon wieder normal. Ansonsten mal abwarten, wie es in der Nacht so weitergeht. Jedenfalls würde ich mal frei heraus behaupten, dass ich es heute ganz gut vertragen habe. Im Sommer wäre es aber sicher angenehmer. Mir bereitet die Scheißkälte einfach auch permanent tierische Rückenschmerzen. *Kleines Update: mein Kopf ist sehr matschig. Deutlich mehr als normal. Bisschen Fieber kam auch, das konnte ich aber zum Glück mit Novalgin genügend absenken. Also korrigieren wir: Nebenwirkungen –> eindeutig vorhanden!
Da war doch noch was!
Ach herrjeh, ich glaube, ich habe bisher ja noch gar nichts weiter zu meinem tollen neuen Stent im Magen gesagt. Dabei ist das ja nun endlich mal wenigstens eine kleine positive Neuigkeit. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten funktioniert das mit dem Essen so langsam aber sicher deutlich besser. Wir sind noch weit, so weit entfernt von „gut“, aber ich kann zumindest wieder einigermaßen normale (eher kleinere, aber egal) Portionen essen, ohne Angst zu haben, alles direkt wieder auszukotzen. Das passiert ab und an noch, aber in der Regel haut das im Moment gut hin.
Überaus traurig bin ich allerdings darüber, dass ich mich wohl für immer von meiner geliebten Bifi und ähnlichen Dauerwürsten verabschieden muss. Auch Rindswurst, ein ewiger Favorit, werde ich wohl vom Speiseplan streichen müssen. Die von mir so verehrten Delikatessen kommen leider sofort und immer wieder hoch. Ich hab’s wirklich oft versucht, aber da gibt’s wohl keine Hoffnung. Seufz…
Gut gestützt in die Rente
Zu guter Letzt noch ein kleiner Knaller. Morgen habe ich ja mein sozialrechtliches Beratungsgespräch in Frankfurt. Ich bin sehr gespannt, was mir dort, vor allem hinsichtlich Erwerbsminderungsrente und möglichem Pflegegrad gesagt werden wird. Um mich schon mal auf das wohl unabwendbare Renter-Dasein einzustellen, habe ich mir heute – TADA! – eine Gehhilfe verschreiben lassen.
Das klingt jetzt erstmal witzig und wäre auch ein echt typischer Meuti-Gag. In diesem Fall hat es aber leider (vor allem) ernstere Gründe. Gerade mit der Chemo im Nacken ist Bewegung für mich ein ganz ganz wichtiger Faktor in meinem nicht enden wollenden Kampf gegen den Fick-Krebs.Ich habe in den letzten Tagen versucht, meine gute Gewohnheit beizubehalten und ein bisschen Bewegung auf dem Fahrrad zu bekommen. Ich komme aber leider überhaupt gar nicht mit der Kälte klar (siehe auch weiter oben). Beim Rad kommt dann auch noch der Fahrtwind dazu, und – ganz ehrlich – wenn jede Fahrt eine Tortur wird, lass ich das lieber bleiben.
Stattdessen werde ich mit Hilfe meiner schicken, neuen, klappbaren und wunderschönen Gehhilfe immer wieder und dick eingepackt ein bisschen durch Kesselstadt spazieren. Ich brauch den Stock dabei eigentlich weniger zum Gehen selbst, sondern mehr, um kleine „Pausen“ einzulegen, bei denen ich mich dann abstützen kann. Mein kaputter Körper will doch eh nur ausgetrickst werden, ich kenn ihn doch…
So, das war’s erstmal! Bleibt mir gewogen. Hier noch ein unrasiertes Bald-Rentner-Foto (noch ohne Gehstock).
One thought on “Die erste Chemo im KKH Nordwest”
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