Auf ein Neues?

Meuti sitzt optimistisch lächelnd mit einem Peace-Händezeichen im Krankenbett und schreibt den Blogbeitrag

Das hat man davon, wenn man so lange faulenzt und schweigt. Dabei wollte ich doch eigentlich nur eine kurze Chemopause genießen. Irgendjemand oder -etwas war offensichtlich dagegen. Hier sind jetzt jedenfalls leider eine ganze Menge berichtswürdige Punkte aufgelaufen. Ich versuche mal, sie in aller Kürze für euch festzuhalten. Ich vergesse bestimmt das ein oder andere Detail, aber nach dem letzten Beitrag hier ging es jedenfalls stetig und steil bergab.

Nachdem mittlerweile eine ausführlichere Variante des MRT-Befundes bei meinen Ärzten eingegangen war, wurde schnell bestätigt, dass die extremen Schmerzen durch Metastasen, die in den Knochen eingedrungen sind, verursacht werden. Das könnten nun aber doch auch „neue“ Metastasen sein. In jedem Falle müssen sie bestrahlt werden. Vorher ist mit einer Linderung der Schmerzen nicht zu rechnen. Durch diese neuen Erkenntnisse bin ich als Nebeneffekt auch leider nicht mehr „studienfähig“, da ich die erforderlichen Vorraussetzungen nicht mehr mitbringe. Ich bin also aus der bisherigen Studie, die ja grundsätzlich schon gut angeschlagen hatte, leider rausgeflogen.

Raus, rein und wieder raus

Glücklicherweise hatte mein Doktor direkt eine neue Studie parat, die eine Woche später starten sollte. Nachdem der obligatorische Papierkram schnell abgeschlossen wurde, ergab aber ein neuer Bluttest, das meine Leberwerte extrem in die Höhe geschossen waren. Mit diesen Werten war an eine Chemotherapie nicht zu denken und selbst einer Teilnahme an der neuen Studie konnte so nicht ruhigen Gewissens zugestimmt werden. Also wurde nun auch die noch gar nicht gestartete neue Chemo wieder pausiert, und es musste erstmal abgeklärt werden, wo meine krass hohen Leberwerte (die beiden relevanten waren 12 und 20x so hoch wie die Sollwerte) denn herkommen.

Parallel dazu hatte ich nun schon gute zwei Wochen extrem krasse Schmerzen, die keinen Deut besser wurden. Das erwähne ich jetzt mal nur am Rande, aber ein munterer Wechsel zwischen Fentanyl-Pflastern, Opioden und diversen Dosierungen verlief sehr frustrierend und sorgte vor allem an den Wochenenden für schlaflose und wirklich schmerzgeplagte Nächte. An Fahrradfahren ist gar nicht mehr zu denken. Selbst das Laufen geht nur sehr schwer. Gleich zweimal bin ich wie ein Rentner (bin ich ja auch, haha) gestürzt, weil die Beine einfach versagt haben und habe mir zwei blutige Kniescheiben geholt. Naja, das alles zog und zieht sich aktuell auch noch bis zum heutigen Tag durch. Wer mich in den letzten Wochen gesehen hat, wird vielleicht einen ganz kleinen Eindruck von meinem doch eher schlechten Gesamtzustand bekommen haben.

Endlich mal wieder eine Magenspiegelung

Zu den Gliederschmerzen gesellten sich kurz darauf dann auch noch Schmerzen im Brustkorb, die mir gänzlich neu vorkamen. Vor allem in der „falschen“ Liegeposition drang ein brennender Schmerz in meine Brust, der sich anfühlte, als würde sie gerade zerschmettert. Auch bei jedem kleinen Schluckauf oder „Hickser“ kamen diese neuen Schmerzen angeschossen. Die Vermutung dass das an meinem Stent am Magenausgang liegen könnte, lag also schon recht nahe. Da stimmte auch Dr. Habibzada zu und verordnete eine Magenspiegelung zur direkten Klärung.

Diese brachte dann auch die Gewissheit, dass mit dem Stent etwas nicht stimmt. Entweder ist er verrutscht oder (wohl wahrscheinlicher) der Tumor ist durch den Stent durchgewachsen. Auch das könnte ein Grund für die hohen Leberwerte sein. In jedem Falle sorgt er aber ganz eindeutig für Komplikationen. Eine Behebung ist nun für den kommenden Freitag vorgesehen. Da die Leberwerte in der Zwischenzeit aber immer weiter munter angestiegen waren, durfte ich schon seit Dienstag zur Beobachtung ins Krankenhaus einrücken.

Der aktuelle Stand der Dinge

Teil 1 – Schmerz und Stent

Und damit sind wir langsam und endlich beim Hier und Heute angekommen. Seit gestern bin ich nun also wieder einmal „gefangen“. Die Schmerztherapie wird morgen nochmal neu angegangen. Momentan bekomme ich noch eine „Rund-um-die-Uhr“-Morphin-Transfusion. Ich bin also relativ schmerzfrei, dafür aber an den nervigen Infusionsständer gefesselt. Morgen wird ein weiteres Fentanyl-Pflaster mit höherer Dosierung ausprobiert, das hoffentlich besser funktionieren wird.

Heute und morgen muss ich jedenfalls schlicht und einfach noch etwas sinnlos im Krankenbett sitzen. Freitag wird dann der Stent angegangen. Eventuell wird ein „Stent in den Stent“ gesetzt werden. Eine Alternative ist wohl die operative Entfernung des alten Stents und Einsetzen eines neuen. Aber all das kann man nur „live“ sehen und entscheiden, wenn die Magenspiegelung läuft. Da heißt es also, einfach erstmal abwarten. Im Anschluss muss ich dann noch zur Beobachtung bis Montag oder Dienstag hierbleiben. Die Krankenhäuser wollen ja auch leben.

Teil 2 – Die Leber und die Studie

Kommen wir zur entzündeten Leber. Diese stammt nicht vom Stent und auch nicht, wie von vielen bösen Zungen behauptet, von all den Hektolitern an Bier, die ich angeblich trinke. Schuld an der ganzen Misere ist die Immuntherapie, die Teil der Chemotherapie war. Das bezeichnete der Arzt hier als „eigentlich gute Nachricht“. Die Entzündung wird nun mit Kortison behandelt und dürfte in ein paar Wochen Geschichte sein. Wenn das alles nach Plan läuft, besteht hoffentlich noch die Option, wie geplant in die neue Studie einzusteigen. Wollen wir es aufs Innigste hoffen, denn sowohl die Menschen dort als auch das organisatorische Drumherum beim IKF sind mir deutlich lieber als alles, was ich sonst so bisher erleben durfte in meiner mittlerweile zweieinhalbjährigen Krebs-Story mit all ihren Zwischenstationen.

Teil 3 – Die Bestrahlung

Die dritte Baustelle: Heute morgen wurde dann noch meine Wirbelsäule in einer Planungs-CT vermessen und markiert, damit nächste Woche direkt die Bestrahlung losgehen kann. Diese wird sich ab Dienstag wohl täglich auf insgesamt 10 bis 12 Behandlungen erstrecken, die alle nur ein paar Minuten dauern werden. Etwa nach der Hälfte kann ich mit einer Linderung der Schmerzen rechnen (bis dahin ist eine funktionierende Schmerztherapie mit Medikamenten also dringend notwendig). Die Termine erfolgen ambulant auch hier im Krankenhaus Nordwest. Die Bestrahlung ist ja für mich noch ein ganz neues Feld, von daher lasse ich mich da selbst erstmal überraschen. Team und Leute dort machen aber auch wieder einen kompetenten und sympathischen Eindruck. Was soll schon schief gehen?

So, das ist er nun, der aktuelle Pegelstand der Scheiße. Ich danke allen, die es bis hierhin durchgehalten haben. Drückt mir die Daumen, dass das hier alles schnell und glatt über die Bühne läuft. Ihr wisst ja mittlerweile, wie ungern ich mich stationär in Krankenhäusern aufhalte und wie unwohl ich mich dabei fühle. Ich hoffe, ich darf bald wieder raus!

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