Zyklus 4 – und wieder kommt es anders…

Nachtrag: Eigentlich sollte das heute ein positiver Beitrag werden, in dem ich, vor Optimismus strotzend, berichte, dass ich mir von der Chemo nichts mehr gefallen lasse und sie diesmal – reine Kopfsache – besser vertragen werde (*siehe auch im ursprünglichen Text weiter unten). Leider wurde ich eines Besseren belehrt. Diesmal war es noch schlimmer als das letzte Mal. Immerhin haben wir aber den Übeltäter ausgemacht. Ich war jedenfalls schon alleine im Zimmer, da alle anderen nicht ganz so viele Dosen bekommen wie ich. Meine letzte Tüte hing am Tropf, rund 75% waren wohl schon in mich hineingeflossen, und es ging mir von Minute zu Minute schlechter.

Ich bekam leichte Schüttelfrostattacken, mein Kopf fühlte sich unbeschreiblich krank an, und aus heiterem Himmel kamen dann noch Rückenschmerzen von einem anderen Stern hinzu. Ich konnte wirklich kaum noch sitzen. Nur durch mein regelmäßiges qualvolles und doch recht lautes Stöhnen wurden irgendwann die Pfleger auf mich aufmerksam. Dann ging alles relativ schnell. Die Dosis wurde umgehend gestoppt, ich bekam als „Gegenmittel“ Fenistil und Paracetamol und später noch eine Runde Novalgin für die immer schlimmer werdenden Rückenschmerzen. Nach einer knappen halben Stunde ging es mir dann wieder einigermaßen „gut“.

Schuld an der ganzen Misere war das Oxaliplatin. Der Stoff, der wohl auch schon bei all meinen anderen Chemos immer wieder für Ärger (Fieberattacken etc.) gesorgt hat. Naja, machen wir’s kurz. Beim nächsten Mal wird entweder die entsprechende Dosis reduziert oder das Oxaliplatin ganz weggelassen. Ich bin jetzt mittlerweile zu Hause und ziemlich fertig, aber im Vergleich zum letzten Mal geht es mir (wirklich) verhältnismäßig gut. Hoffen wir, dass es so bleibt. Jetzt, wo die Gegenmittel so langsam nachlassen, macht sich die Schwäche doch wieder etwas mehr bemerkbar. Außerdem ist mir wieder eisekalt, obwohl die Heizung ordentlich bollert, und ich mich in Pulli und Fleecejacke vergraben habe. Die Müdigkeit kommt auch, aber den Schlaf zöger ich jetzt mal noch ein bisschen heraus. Zurück zum ursprünglichen Text:

Glatteis in Hessen, doch die Chemo läuft

Wie schnell sind doch zwei Wochen vorbei. Nachdem die ersten zwei Tage nach der letzten Chemo so extrem schrecklich waren, vergingen die anderthalb Wochen danach im Vergleich relativ „leidfrei“. Zwar musste ich noch ne Menge Tabletten gegen die Übelkeit schlucken, und die allgemeine körperliche Schwäche hat sich auch nicht unbedingt gebessert, aber es hatte sich recht schnell ein zumindest „akzeptables Grundgefühl“ eingestellt. Natürlich alles im Rahmen der Umstände betrachtet – leider gewöhnt man sich ja viel zu schnell daran, wenn es einem über längere Zeit schlecht geht und nimmt das dann selbst nicht mehr so wahr.

Naja, da die Welt um mich herum seit gestern Abend in derbe Panik verfallen ist, weil es heute in Hessen schneien und gegebenenfalls gar Eisregen auf uns niederprasseln könnte, bin ich auf vielfachen Wunsch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Krankenhaus gefahren. Was soll ich sagen… es geht auch, aber es nervt. Den ersten Anschlusszug hab ich wegen ein paar Minuten Verspätung natürlich direkt verpasst und kam so dann erst eine gute halbe Stunde später als geplant an.

Der Rückweg dürfte allerdings deutlich spannender werden. Erstens werde ich eine Matschbirne haben, und zweitens soll das Wetterchaos ja erst gegen Nachmittag über uns hereinbrechen. Bestimmt pünktlich, wenn ich hier durch bin. Edit: Tatsächlich blieb das Wetterchaos aus, aber ich habe satte zwei Stunden bis nach Hause gebraucht, weil (natürlich) ein RB mit massiver Verspätung für Chaos am Ostbahnhof gesorgt hat. Dann muss man hier mal zehn Minütchen warten, zwanzig hier, und ruckzuck wird es auch schon Abend. Seufz…

Spritzen und hoffen… Wir packen das!

Gestern durfte ich mir übrigens eine weitere Leukozyten-Spritze in den Bauch jagen. Nach der Blutentnahme rief das Krankenhaus erneut an, da die Werte der weißen Blutkörperchen wieder deutlich zu niedrig waren. Wer weiß, wie lange schon… Man hätte das vielleicht doch schon mal früher testen sollen. Ich werde nächste Woche auf jeden Fall sicherheitshalber einen Bluttest bei meiner Hausärztin machen lassen.

Im Arztgespräch hatte ich meinen extrem schlechten Zustand vom letzten Mal angesprochen. Eine weitere Reduzierung hält der Arzt allerdings für nicht sinnvoll. Ein Stück weit verständlich, es soll ja auch noch wirken. Dennoch macht mir das ein bisschen Sorgen, und ich hoffe sehr, dass es diesmal nicht ganz so schlimm wird. Ich habe mir vorher fleißig eingeredet, dass das eine Kopfsache ist, und mein treuer Körper und ich uns das nicht nochmal bieten lassen. Von daher dürfte eigentlich nichts schiefgehen (*siehe oben… als hätt‘ ich es nicht gleich gesagt).

War eigentlich sonst noch was?

Wer nun glaubt, dass mir in den vergangenen zwei Wochen möglicherweise langweilig geworden sein könnte, der irrt. Es gab so ganz nebenbei noch die ein oder anderen „Kleinigkeiten“ zu erledigen. Beenden wir den Blogbeitrag doch mit einer kurzen Aufzählung der Highlights der letzten zwei Wochen.

  • Da sich mein Augenlicht wirklich deutlich verschlechtert hat, musste ein Sehtest, nebst neuer Brille her.
  • Endlich habe ich einen Antrag auf Wohngeld gestellt. Es ist nicht viel, aber im Moment hilft jedes bisschen.
  • Bei der Krankenkasse konnte ich auch dieses Jahr pünktlich zum Jahresende wieder einen Antrag auf Zuzahlungsbefreiung stellen (natürlich benötigen sie von sämtlichen Zahlungen des Jahres Belege (obwohl sie den jeweiligen Rest bezahlt haben).
  • Mein Schwerbehinderten-Status hat sich mit der neuen Diagnose von 80% auf 100% gesteigert. Hier musste ich einen neuen Ausweis beantragen und fand nach einigem Hin und Her heraus, dass man den alten zurücksenden muss (hätt‘ ich mal lieber nicht gefragt).
  • Die Baustelle vor meinem Haus sorgt leider immer noch für den ein oder anderen Ärger. Hier gibt’s derzeit noch Diskussionen über die Nacharbeiten auf meinem Grundstück, die mit der Setzung des Zaunes eigentlich abgeschlossen sein sollten. Dazu berichte ich zu gegebener Zeit aber mal in einem Extra-Artikel.
  • Zu guter Letzt hat sich dann auch mein treues Hui-Mobil eine Auszeit gegönnt. Auf dem Weg zum Einkaufen blieb das Kupplungspedal einfach auf dem Boden liegen. Glücklicherweise stand ich an der Ampel direkt vor Rinas Haus, so dass sie und Jeroen mir umgehende und unkomplizierte Abschlepp-Hilfe leisten konnten. Danke <3 Mittlerweile ist das Auto in der Werkstatt, und ich hoffe inständig, es ist nur der Seilzug und nicht die ganze Kupplung, die ausgetauscht werden muss.