Von Ports und spitzen Nadeln

Mittlerweile wurde auch dieser Chemo-Zyklus erfolgreich abgeschlossen, bzw. eingeleitet. Trotz der nur halben Dosis Oxaliplatin plagten mich am Mittwochnacht wieder die altbekannten Schlafstörungen und die ausgetrockneten Schleimhäute, etc. Ich kann rückblickend sagen, dass alle richtig nervigen und krassen Nebenwirkungen wohl ausschließlich auf das Scheißzeug zurückzuführen sind. Die beiden Dosen am Donnerstag haben mich jedenfalls kaum zusätzlich belastet. Natürlich ist die Grundschwäche des Körpers während der Chemo extremer als nach einigen Tagen Pause, aber das liegt ja auf der Hand.

Ich hoffe nun jedenfalls inständig, dass die Ärzte sich für das nächste Mal dafür entscheiden, das Oxaliplatin ganz wegzulassen. Ich bin sicher, dann würde ich die ganze Scheiße um ein Vielfaches besser verkraften. Das Schöne ist, die nächste Runde darf ich sowieso nochmal pausieren, damit ich meinen anstehenden Geburtstag halbwegs fit über die Bühne bringen kann.

Kleine „Anleitung“ zum Nadelziehen

Zu meiner Chemo-Dosis gehört ja auch eine Mitnahme-Pumpe, die ich immer 48 Stunden lang bei mir tragen muss. In Hanau hatte ich die damals auch schon. Dort musste ich dann zum Ausstöpseln immer wieder für fünf Minuten in die Onkologie fahren. Das ist in Frankfurt (glücklicherweise) anders. Zwar war mir dabei anfangs auch etwas mulmig, aber man sagte mir, ich könne die Nadel einfach selbst ziehen, das sei ein Kinderspiel. Nach einer kurzen Erklärung kam es mir in der Tat auch relativ einfach vor, und ich beschloss, das Risiko zu wagen. Für alle Interessierten folgt nun eine kleine bebilderte Beschreibung der Prozedur. Die Zartbeseelten schalten vielleicht lieber ab.

Der Port, mein Freund und Helfer

Hier sehen wir hinter dem oberen Pflaster verborgen, meinen treuen Port mit eingesteckter Nadel und (ebenfalls fixiertem) Zugangsschlauch. Er ersetzt im Grunde genommen den klassischen Venen-Zugang, den man in der Regel in die Armbeuge oder den Handrücken erhält. Anstatt mir also alle zwei Wochen so ein Ding in die Vene jagen zu lassen, sitzt bei mir unter der Haut der Port und wartet auf die Nadel, die im Prinzip einfach reingesteckt wird. Er dient als Ein- und Ausgang. Hierüber können dann also sowohl Blut abgenommen und umgekehrt auch Infusionen eingeführt werden. Im Alltag stört das Ding kaum. Man sieht unter der Haut einen Knubbel und manchmal ist es ein bisschen unangenehm, aber man gewöhnt sich schnell daran. Die Vorteile, gerade bei einer wiederkehrenden Chemotherapie, überwiegen da in jedem Falle.

Die Pumpe

Hier sehen wir die Pumpe, die an den oben gezeigten Schlauch angeschraubt wird. Das längliche gelbe Ding in der Mitte ist ein kleiner Ballon. Am Beginn ist der rund und prall gefüllt mit Gift. Gesteuert über die Körperwärme wird das Mittel langsam und gleichmäßig abgepumpt und über den Port ins System geballert. Die Pumpe hat man dabei in der Regel in einer Tasche um den Hals hängen. Viel mehr, als dass das Gebammel im Alltag echt nervt, gibt’s dazu eigentlich nicht zu sagen. Funktionieren tut die Pumpe gut und zuverlässig.

Einmal Durchspülen bitte

Ist die Pumpe endlich leer, nähern wir uns dem Entfernen der Nadel. Vorher muss aber die Leitung erstmal durchgespült werden. Hierzu wird die Pumpe am Schlauch ab- und eine vorgefertigte Spritze mit einer Reinigungslösung angeschraubt. Die wird dann einfach langsam durchgedrückt. Fühlt sich seltsam an, tut aber nicht weh. Danach kommt die Spritze ab, und auch das Pflaster über der Nadel kann entfernt werden.

Jetzt wird’s ernst – raus mit der Nadel

Hier sehen wir jetzt alles mal in seiner ganzen Pracht. Oben steckt die Nadel mit praktischen klappbaren Haltegriffen im Port. Dieses Bild erklärt vielleicht auch ganz gut, warum ich bei Umarmungen immer etwas panisch bin, wenn die Nadel noch drinsteckt. Jedenfalls ist der letzte Schritt genauso unspektakulär wie die vorigen. Man zieht die Nadel einfach an den beiden Griffen in einer möglichst geraden Bewegung raus. Der Gedanke ist dabei schlimmer als der eigentliche Vorgang. Eigentlich ist es nichts anderes, als würde man eine Nähnadel aus einem Nadelkissen ziehen.

Geschafft! Jetzt nur noch sicher entsorgen

Ja, ich hätte auch nichts dagegen, wenn die Nadel ein Stückchen kürzer wäre. Aber es ist wirklich nicht so schlimm, wie es aussieht. Hier sieht man übrigens auch nochmal schön den Knubbel vom Port – nicht übermäßig auffallend, oder?

Zum Abschluss nur noch ein kleiner Pro-Tipp: Die Nadel ist nicht nur lang, sondern auch spitz. Wirft man sie einfach so in den Müll, kann sie beim Müllrausbringen leicht durch den Beutel stechen und für unbeabsichtigte Verletzungsgefahren sorgen. Ich nutze daher immer die beiden Altpflaster und wickle die Nadel in diese ein. So sind alle Gefahren gebannt.

So, und damit endet Meutis kleine Bastelstunde für heute. Ich hoffe, ihr hattet viel Freude und falls ihr irgendwann (hoffentlich nie) selbst einmal eine Portnadel ziehen müsst, wisst ihr nun, wie’s geht. Ein schönes Wochenende!