Seit über einem Monat schiebe ich nun schon einen weiteren Blog-Beitrag vor mir her. Der Hauptgrund könnte trauriger nicht sein: es gibt schlicht und ergreifend keine guten oder wenigstens halbwegs erfreulichen Neuigkeiten. Leider ist das Gegenteil der Fall. Das Leben, bzw. der Krebs, haut mir in regelmäßigen Abständen immer wieder mal eins neu in die Fresse. Ich bin wirklich gespannt, ob das jetzt nicht doch bald erstmal aufhört und mir zumindest eine kleine Phase der Ruhe gegönnt sein wird.
Wo fange ich am besten an? Im letzten Beitrag hieß es ja noch, dass ich aus der Studie rausgeflogen bin und nun alle weiteren Therapien erstmal in der „Herden-Abteilung“ bekommen werde. Auch das hat sich allerdings noch vor dem ersten Termin dort direkt wieder geändert. Ich „genieße“ zur Zeit weiterhin mein wirklich schon so richtig lieb gewonnenes Team des IKF. Wenn jetzt noch die Gründe dafür positiv wären, hach, das wäre toll. Leider ist dem nicht so.
„Wir haben da was gefunden …“
Der Grund für die „Spezialbehandlung“ ist schnell erklärt. Da sich mein linkes Auge vor ein paar Wochen etwas hat „hängen lassen“ (im wahrsten Sinne des Wortes), wurden die Ärzte etwas unruhig. Ich persönlich war ja überzeugt, es handelte sich „nur“ um eine Reaktion auf die Hydromorphium-Tabletten, die ich wegen der Schmerzen in einer extrem hohen Dosis eingenommen hatte.
Ein MRT brachte dann schnell die Erkenntnis, dass sich auch in meinem Kopf, Metastasen gebildet haben. Ein möglicher Tumor sitzt wohl zwischen den beiden Gehirnhälften, und dieser schien quasi von hinten aufs Auge zu drücken. Das sorgte für das hübsche Hänge-Auge, aber auch für ziemlich starke Schwindelattacken. Diese neue Baustelle hat dann erstmal die volle Priorität der Behandlung übernommen. Ich bekomme nun also wöchentlich im Rahmen einer Lumbalpunktion quasi eine Chemotherapie direkt in das Zentralnervensystem gespritzt (ja, das ist eine echt unangenehme und eher schmerzhafte Nummer).
Mittlerweile ist die Schwindelproblematik zum Glück schon wieder behoben. Wie es aber um den weiteren Stand da oben im Kopf steht, ist derzeit noch schwer zu sagen. Die Wirksamkeit der ganzen Geschichte ist sowieso wohl eher einem Glücksspiel gleichzusetzen. Ich glaube, man weiß schlicht nicht, ob es etwas bringt oder nicht. Aber in jedem Falle ist es doch besser so, als gar nichts zu tun. Von daher, weiter geht’s …
Und sonst so? Gibt’s noch was Neues?
Wie schon erwähnt, hat sich das Leben zur Zeit wohl dafür entschieden, mir immer wieder neue Scheißhaufen vor die Füße zu legen. Mein ewig währender Kampf mit den Schmerzen zum Beispiel geht gerade auch wieder in eine neue Runde. Von wegen „nach der Bestrahlung sollte sich schnell Besserung einstellen“. Die Schmerzen sind so schlimm wie eh und je, und ich komme auch nicht von den verhassten Schmerzmitteln los. Letzte Woche hatte ich es mal mit einer ganz dezenten Reduzierung versucht. Die Strafe zahle ich gerade doppelt und dreifach.
Ich bin jetzt seit einer knappen Woche schon wieder auf dem Weg, ein ertragbares Level zu finden. Wieder gab es dabei Nächte, bzw. Morgen, an denen ich durch die Schmerzen aufgewacht bin. Ich wünschte, ich könnte es besser beschreiben, aber wahrscheinlich muss man es einfach erlebt haben (bitte nicht!). Ich sitze dann manchmal wirklich laut schreiend im Bett und warte darauf, dass die Zauberwirkung der Akut-Tabletten einsetzt, damit ich weiterschlafen kann. Es ist, man kann es nicht anders sagen, und es soll echt kein Gejammere sein, wortwörtlich die Hölle. Ganz ehrlich – ich wünsche mir nichts mehr, als dass das endlich vorbei geht.
Neben dem ganzen gesundheitlichen Spaß gibt es aber natürlich noch das ein oder andere Highlight, das mir im Moment noch die ein oder andere Belastungssäckchen auf meine immer dünner werdenden Schultern legt. Zum Teil sind das sehr private Dinge, daher zähle ich mal, nur der Vollständigkeit halber das Wichtigste, auf, was nebenher noch so Phase ist. Für das Gesamtbild ist es schon ganz wichtig zu wissen. Vor allem erklärt es aber vielleicht auch meine – derzeit bestimmt nicht immer super Laune – für alle, die mich ab und zu noch live sehen. Sorry, Freunde! Das wird auch wieder besser <3
Einer geht noch!
Legen wir los … Dass der neue Pavillon im Garten, den ich im April gekauft habe, den letzten Sturm nicht überstanden hat, wirkt bei allem, was noch so folgt, fast schon lächerlich unwichtig. „Ist ja nur Geld.“ Normalerweise stimmt das. Aber der Umstieg auf die Rente ist schon auch etwas, an dem man zu knabbern hat, wenn man sich über viele Jahre einen gewissen Standard angewöhnt hat. Wenn dann noch alles gefühlt auf einmal kommt, wird’s schon echt nervig.
Aus heiterem Himmel musste ich dann plötzlich einen ordentlichen Batzen an Wohngeld zurückzahlen. Das war im Endeffekt – ich muss es zugeben – auch eigenes Verschulden wegen Nichtwissens. Daher hier die Warnung: Wer einen monatlichen ETF bespart, um seine Rente aufzubessern und ggf. noch ein Tagesgeldkonto (z.B. ein „automatisches“ bei der DKB) sein Eigen nennt, muss das angeben. In meinem Fall gab es hier eine jährliche Ausschüttung von insgesamt rund 140 Euro. Aber auch, wenn die „Gewinne“ noch so minimal erscheinen, durch die fehlerhafte Angabe, gab es unnötigen Stress.
Passt also auf, wenn ihr da was laufen habt und, so wie ich, vielleicht gar nicht drüber nachdenkt, weil es so lächerlich wenig erscheint. Das Geld ist gerade sowieso schon knapp. Da tun tatsächlich auch schon so kleine Einschnitte ein bisschen weh. Ich bin halt noch in der „Findungsphase“, was das Rentner-Dasein angeht. Aber kein Angst, mein Kühlschrank ist noch voll und bleibt das auch weiterhin.
Ein ähnliches Spiel fängt jetzt gerade meine Krankenkasse an, die plötzlich (immerhin nach zweieinhalb Jahren) auf personalisierte Rechnungen für Medikamente besteht. Zumindest wurde meine aktuelle Zuschussbefreiung in diesem Zusammenhang erstmal abgelehnt. Also auch hier eine weitere echt unnötige bürokratische Zusatzaufgabe. Allein das Scannen und Sortieren und und und der vielen Belege macht wirklich keine Freude. Warum man es jetzt noch komplizierter für mich machen muss, bleibt mir ein Rätsel.
Und dann gibt es da ganz privat auch noch ein paar Dinge, die nichts mit Geld zu tun haben. Ich möchte sie hier nicht veröffentlichen, weil sie hauptsächlich andere Menschen betreffen. Man möge mir meine Negativität dahingehend verzeihen, aber die Welt ist im Moment einfach wirklich nur noch absolut scheiße. Bitte seht von aufbauenden Floskeln ab. Manchmal muss man den Tatsachen auch einfach ins Auge sehen und die Dinge beim Namen nennen. Ja, es wird wieder besser. Aber trotzdem ist es gerade unnötig und scheiße. Fertig.
Fazit
So ist das also im Moment bei mir. Ich schleppe mich von Schmerzmitteldosis zu Schmerzmitteldosis und versuche, meine Tage einigermaßen gut rumzubringen. Da es mit dem Fahrradfahren zur Zeit wegen der Schmerzen nicht klappt, mache ich mit meinem mittlerweile ernsthaft benötigten Gehstock sehr ausufernde Spaziergänge. Da bin ich dann auch schon mal zwei bis vier Stunden unterwegs (ich bin allerdings auch wirklich sehr langsam).
Ansonsten sitze ich halt zu Hause rum, versuche viel zu essen (was tatsächlich auch relativ gut klappt, nur Zunehmen ist zur Zeit trotzdem nicht wirklich drin.) Und abends gibt’s meist TV-Berieselung, bis ich irgendwann zwischen 2 und 4 Uhr endlich müde genug zum Einschlafen bin. Ein schönes Rentner-Leben stellt man sich, glaub‘ ich, anders vor. Aber das kann ja auch noch werden. Wer weiß.
Wenn über alledem jetzt nicht noch das zur Zeit leider mega extrem ausgeprägte Fatigue hängen würde und ich nicht so gottverdammt schwach wäre – es könnte fast „entspannt“ sein. Leider ist im Moment aber noch wirklich alles, was ich tue, einfach unfassbar anstrengend und kräftezehrend. Hoffen wir gemeinsam, dass zumindest das bald mal besser wird. Selbst, wenn ich garantiert sowieso nicht aufgebe, aber dann ist auch das Kämpfen wieder deutlich einfacher!