Neues von Leber, Stent und Metastasen

Ich fange mal ganz ehrlich an: ich habe im Moment nicht wirklich viel Bock zu schreiben. Die Schmerzen, die mich seit mittlerweile vier langen Wochen begleiten und, mal mehr und mal weniger, quälen, zerstören mir da so ein bisschen Stimmung und Muße. Von daher bitte ich alle ganz lieb um Verständnis, dass dieser Beitrag eher kurz und knapp, dafür aber hoffentlich trotzdem ausreichend informativ enden wird.

Ich bin jetzt genau eine Woche hier stationär im Nordwest Krankenhaus. Geplant waren eigentlich nur ein paar Tage zur Beobachtung. Aber so geht’s nun mal im Leben. An meiner extremen Abneigung gegen längere Aufenthalte im Krankenhaus hat sich eigentlich nichts geändert. Aber ich habe heute morgen sogar freiwillig… Ach, nee. Lest einfach erstmal weiter.

Die liebe Leber

Das geht kurz und schmerzlos: die Leberwerte haben sich schon seit dem zweiten Tag deutlich verbessert. Die Entzündung dürfte also, wie vermutet, „einfach“ eine Nebenwirkung der Immuntherapie gewesen sein. Ich bekomme jetzt eine Weile lang weiter Kortison, damit ist das Thema dann erledigt. Ob, wann und wie es mit Chemo und Studie weitergeht, ist allerdings weiterhin ungewiss. Das kläre ich spätestens beim „Check-Out“. Eilig ist es ja nun auch nicht mehr.

Der neue Stent

Nachdem man mich seit Freitag mit Flüssigkost gequält hat (lasst euch NIE einen Stent direkt vor dem Wochenende setzen), wurde heute eine Kontroll-Magenspiegelung gemacht. Genau, wie ich gefühlsmäßig schon erwartet hatte, gab es keine Komplikationen. Es hat wohl alles prima geklappt, und mein neuer „Stent-Im-Stent“ scheint problemlos zu funktionieren. Wie genau der alte Stent nun verschoben oder vom Tumor durchwachsen ist, weiß ich noch nicht. Vielleicht steht das im Befund. Wichtig ist erstmal nur, dass ich (zumindest gefühlt) sogar besser essen kann als vorher. Wollen wir mal hoffen, dass diese Hoffnung sich noch in Gewissheit wandelt.

Die dreckigen Schmerzen

Leider sind die verdammten Schmerzen immer noch das alles überschattende Thema. Wie schon eingangs erwähnt, quälen mich diese Biester nun schon seit sage und schreibe vier Wochen ohne wirkliche Unterbrechung. Nun sind wir immer noch dabei, eine Schmerztherapie zu finden, die mir Linderung verschafft. Aber das scheint eine wirklich schwierige Aufgabe zu sein.

Alles, was vorher schon probiert wurde, mal bei Seite gelassen: hier ging es los mit einer Dauerinfusion Morphium, die mir zumindest schon mal eine Nacht Durchschlafen sichern sollte. Das hat auch mehr oder weniger geklappt. Dafür hing ich aber eben auch anderthalb Tage lang mit Schlauch inne Titte am Infusionsständer. Direkt am zweiten Tag bin ich mit eben diesem Schlauch natürlich auch mal hängengeblieben und habe mir prompt meine Portnadel rausgerissen und wieder mal ein kleines Blutbad veranstaltet. Zum Glück war ich von Profis umgeben, und das Malheur konnte schnell behoben werden.

Weiter ging es dann mit Fentalyn-Pflastern in verschiedenen Dosierungen, die sich teilweise über Nacht lösten, so dass wir von vorne beginnen mussten. Fentanyl erwies sich dann aber auch nicht als die richtige Lösung, da die Wirkung auch in Kombination mit Abstral-Tabletten für die Schmerzspitzen nicht ausreichend hoch und lang genug war. Zusätzlich bekomme ich für die Nervenschmerzen in den Beinen seit dem Anfang der Schmerztherapie auch zwei Tabletten Gabapentin. Die wirken allerdings noch gar nicht so richtig. Das kann aber auch bis zu einem Monat dauern.

Back to pills

Nach dem Pflaster-Desaster sind wir nun zu Opiod-Tabletten gewechselt. Palladon ist etwa fünf bis sieben mal so stark wie Morphium, und wir bewegen uns hinsichtlich der Wirkweise schon wieder im Heroin-Bereich. Die erste Dosis war noch zu niedrig. So soll so eine Tablette eigentlich 12 Stunden wirken. Bei mir war aber schon nach rund sieben Stunden unerwartet Schluss. Das hatte schmerztechnisch die bisher wirklich schlimmste Nacht zur Folge. Selbst mein Zimmernachbar bemerkte dem Pflegepersonal gegenüber, dass es wirklich krass sein muss, denn so habe er mich noch nicht erlebt.

Ich bekam, mich windend und ununterbrochen stöhnend, natürlich sofort eine Akut-Tablette. Bis die aber nach rund 20 Minuten endlich Wirkung zeigte, ging ich buchstäblich durch die Hölle. Ich will niemanden volljammern, aber ich kann die Schmerzen wirklich nicht annähernd beschreiben. Jedenfalls brauchte ich in der Nacht noch zwei weitere der Akut-Tabletten. Am nächsten Morgen (heute) bekam ich dann direkt eine höhere Dosis.

Fake News? Nein, er hat es wirklich gesagt 😮

Bei der Visite stellten mir die Doktoren dann schon die Heimreise in Aussicht, wenn die Ergebnisse der Magenspiegelung in Ordnung wären. Ich aber sagte, *TUSCH* (ja, das war wirklich ich), ich möchte bitte noch im Krankenhaus bleiben, bis wir die Schmerztherapie so eingestellt haben, dass ich auch zu Hause schmerzfrei klar komme. Ich hätte selbst im Leben nie erwartet, dass ich so etwas mal freiwillig sagen würde. Aber die lange Zeit und die immer stärker werdende Intensität dieser verfickten Schmerzen hat mich einfach „besiegt“. Das kann so nicht mehr weitergehen.

Grundsätzlich scheint mir die heutige Dosis-Erhöhung mit zwei zusätzlichen „Zwischentabletten“ mittags und nachts allerdings auch endlich sehr gelungen zu sein. Den ganzen Tag über bin ich gut durchgekommen. Spannend wird aber natürlich noch die nahende Nacht, denn dort fingen die Schmerzen auch in den letzten Wochen immer erst so richtig an. Also warten wir es lieber erstmal noch ab.

Sonst noch was?

Das war’s! Ach nein, halt! Die Bestrahlung… also, die war nun im Vergleich zum ganzen Rest wirklich sehr unspektakulär. Sie wird ab heute täglich durchgeführt. Aber abgesehen davon, dass die Radiologie im Nordwest Krankenhaus echt unglaublich fancy und edel aussieht (man fühlt sich wie im Keller einer Villa) und das Personal auch unglaublich nett und sympathisch ist, hab ich gar nichts zu erzählen. Nach rund vier Minuten war ich wieder raus. Es wurde nichts heiß, kalt oder sonst was. Ich habe schlicht und ergreifend „gar nichts gespürt, Herr Doktor“. Auf die Wirkung hoffe ich aber natürlich umso mehr. Angeblich soll zur Hälfte des Zyklus (also etwa ab Freitag) schon eine erste Besserung in Sicht sein. Ich bin mal gespannt.

Das sind nun die wesentlichen Neuheiten aus der beliebten Reihe Meutis Krebs. Kurz und knapp ist es dann doch nicht geworden. Dabei habe ich trotzdem das Gefühl, bei Weitem nicht mehr als das Wichtigste erzählt zu haben. Naja, ihr seid jetzt informiert, und ich widme mich einer hoffentlich ersten richtig schmerzfreien Nacht! Drückt mir die Daumen und die Zehen!